ATV Die Reportage - Essstörungen
Ruth ist 33 Jahre alt und leidet seit 20 Jahren an einer Essstörung. Die Kärntnerin wiegt zwischen 23 und 25 Kilogramm. Die junge Frau hat Bulimie. Jeden Tag isst sie riesige Mengen an Lebensmittel. Um kurz darauf auf der Toilette zu verschwinden und das Essen wieder zu erbrechen. Ruths Einkaufsliste ist lang: Zu 20 Semmeln kauft sie 16 Packungen Butter. Die Ration reicht gerade mal fürs Abendessen. Doch der Genuss des Essens währt nur kurz. Ruth hält den Verdauungsvorgang nicht aus – die Vorstellung, dass die Kalorien von ihrem Körper aufgenommen werden könnten, ist für sie unerträglich. Die 33-Jährige hat schon unzählige Krankenhausaufenthalte und Therapien hinter sich. Jetzt hat sie sich mit ihrer Krankheit arrangiert. Eine Therapie will sie nicht mehr. Und sie weiß, dass die Sucht sie langsam an den Abgrund führt. Es ist ein Sterben auf Raten.
Für viele Menschen mit Ess-Störungen ist das Therapiezentrum Weidenhof in Kärnten die letzte Hoffnung. Die jungen Frauen leben hier oft für mehrere Monate in einer WG. Durch das gemeinsame Kochen, die Teamarbeit, die Pferdetherapie und vor allem durch die körperbetonte Therapie versuchen die Betreuer, die Betroffenen zurück ins normale Leben zu begleiten. Sandra leidet an Magersucht bereits seit ihrem 13. Lebensjahr. 2 Jahre hat die junge Frau bereits in der WG verbracht. Sandra ekelt sich vor Lebensmittel. Sie hat Angst, dass allein durch die Berührung mit den Händen die Kalorien im Körper landen. Deshalb trägt sie oft Handschuhe, wenn sie mit Nahrungsmittel in Berührung kommt. Doch die Langzeit-Therapie zeigt Wirkung. 3 Monate nach unserem ersten Besuch hat sich Sandra positiv entwickelt. Sie ist auf dem Weg, langsam gesund zu werden.